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Deutsche Stiftung Meeresschutz - Gesamt-Projektfortschritt 2023 Vorbereitung zum Tauchgang
5
Feb
6 Min.
Gesamt-Projektfortschritt 2023 Deutsche Stiftung Meeresschutz

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Meeresschutz im Mittelmeer

Am 23. April 2023 begann die Meeresforschungsexpedition mit dem Segelschiff SY Waya Waya in Marseille, Frankreich. Der Expeditionsverlauf erstreckt sich über Elba und Korsika nach Sardinien, weiter ging es über die Ägadischen und Äolischen Inseln und Syracuse auf Sizilien bis nach Malta. Geendet hat die Expedition am 30. September im Heimathafen Licata auf Sizilien.  

Auf der fast halbjährigen Forschungsfahrt konnten viele Erkenntnisse gesammelt werden. Es wurden unter anderem neue Seegraswiesen vermessen und kartiert, renaturierte Seegrasbereiche kontrolliert und neue Samen und Pflänzchen eingesetzt. Des Weiteren gab es eine Erweiterung durch etliche Teilnehmer-Stationen für das ,,Meeresgärtner-Netzwerk“. Außerdem wurden Meeres- und Strandsäuberungen durchgeführt. Es wurden Schulungen bei den Netzwerkstationen und den Teilnehmern an Bord angeboten, um diese besser aufzuklären. Um die Aufklärungsarbeit fortzuführen, wurden an in Seegraswiesen ankernden Booten Flyer verteilt. Durch aktive Meeresschutzarbeit sollen Teilnehmer und Volontäre der Forschungsfahrt erfahren, welche große Bedeutung die Seegraswiesen für die Artenvielfalt der Meere und für das Klima haben. Ein weiterer positiver Aspekt der Forschungsfahrt war die effizientere Gestaltung der Waya Waya und somit die Verbesserung der Klimabilanz.  

Kartierung/Erfolgskontrolle von Seegraswiesen

Es konnten an insgesamt 147 neuen Orten Tansekte durchgeführt werden. Als Transekt bezeichnet man ein Satz von Mess- bzw. Beobachtungspunkten, welche sich entlang einer geraden Linie befinden. In diesem Fall dienen die Transekte der grafischen Auswertung von Messdaten der Seegraswiesen.  

Diese Auswertung dient zum einen der Erfassung des Ist-Zustands einer Seegraswiese zum Zeitpunkt der Durchführung eines Transekts. Dies dient dann als Referenz für spätere Vergleichsstudien, um dann einen Zuwachs oder Rückgang der Seegraswiesen feststellen zu können. Zum anderen sind sie notwendig für die Erfolgskontrolle und für eine eventuelle Neubewertung des Renaturierungsprotokolls der im Vorjahr durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen.  

Aufgrund von ungewöhnlich heftigen Unwettern ergab sich bei der Nachkontrolle der im Jahr 2022 durchgeführten Seegras-Renaturierungen ein heterogenes Ergebnis. An einzelnen Standorten kam es zum Verlust aller Samen und eingesetzten Pflänzchen.  

An verschiedenen Standorten, welche bereits im Vorjahr besucht wurden, fanden 17 Transekte statt. Es konnte außerdem ein Seegraswiesen-Wachstum von etwas 5 Prozent in zwei Schutzgebieten verzeichnet werden. Durch diesen hervorragenden Wert wird noch einmal mehr verdeutlicht, wie schnell die Regenerierung von Meeresökosystemen unter funktionierendem Schutz möglich ist.  

Bei den anderen ausgemessenen Standorten ergab sich leider eine Ausdünnung von 5 bis 20 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Hauptgründe für diesen Rückgang sind Beschädigungen durch Anker und Stürme, aber auch die mit der Klimakrise einhergehenden steigenden Wassertemperaturen. Die Algen wachsen aufgrund der erhöhten Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft immer mehr. Vor allem in Sardinien wurden besonders heiße Wassertemperaturen gemessen, was dazu führt, dass die Blätter einiger Wiesen in kurzer Zeit ihre Farbe von Grün zu Grau wechseln.  Es ist noch unklar, ob das Absterben auf irreversible Schäden zurückzuführen ist. In jedem Fall ist das Heranwachsen ohne Blatt eine Herausforderung für den Organismus.  

Dagegen betrug die Überlebensrate der Samen, welche im Aquarium herangezogen wurden je nach Methode zwischen 95 und 100 Prozent. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Überlebensrate der eingepflanzten Setzlinge noch bei etwa 50 Prozent. Dieses Ergebnis ist zufriedenstellend, denn die Überlebensrate bei natürlicher Samenverbreitung liegt bei nur 2-3 Prozent. Auch hier wird die Effektivität der angewandten Renaturierungsmethoden somit noch mehr verdeutlicht.  

Direkte Renaturierungsarbeiten

Im Jahr 2023 konnten durch Volontäre der SY Waya Waya, 240 Samen und 100 Seegras Pflänzchen der im Mittelmeer endemischen Seegrasart Posidonia oceanica in bestehende Seegraswiesen eingesetzt werden. Jede der sechs neuen Tauchbasen erhielt im Rahmen der Renaturierungsschulungen 20 Neptungrassamen. Auf dem Forschungsschiff SY Waya Waya wurden 250 durch Anker, Netze usw. zerrissene Seegraspflanzen gesammelt und dann erneut in den Meeresboden eingepflanzt. Wichtig für den Anpflanzungserfolg ist hierbei, dass die Pflanzen nie aus ihrem Element und aus ihrer Umgebung entfernt wurden, sondern lediglich wieder im Untergrund verankert wurden.  

Erweiterung des Netzwerks von ,,Meeresgärtner-Stationen“

Nach einer Einweisung und Schulung durch das Project Manaia pflegen und renaturieren Tauchbasen und Meeresschulen des ,,Meeresgärtner-Netzwerks“ lokale Seegraswiesen selbstständig und langfristig.  

Sowohl Touristen als auch die einheimische Bevölkerung werden im Rahmen des Citizen-Science-moduls des Projektes darüber aufgeklärt, dass man bei den Stationen des Meeresgärtner-Netzwerks intakte Seegraspflänzchen und/oder Seegrassamen für eine spätere Anpflanzung abgeben kann. Damit erzeugt man im lokalen Umfeld der Stationen ein besseres Bewusstsein für die Bedeutung dieser besonderen Meeres-Ökosysteme für den Arten-, Klima- und Küstenschutz.  

Im Jahr 2023 konnten sechs neue Tauchbasen als Meeresgärtner-Partner erworben werden. Mittlerweile sind 18 Stationen in Frankreich, Italien und Kroatien an den gemeinsamen Bemühungen zur Renaturierung von Seegraswiesen beteiligt.  

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt das ,,Meeresgärtner-Netzwerk‘‘ über das gesamte Mittelmeer auszudehnen.  

Meeresmüll

Es konnten im Jahr 2023 etwa 1,5 Tonnen Müll aus dem Meer und an Stränden gesammelt werden. Mit Hilfe eines PetBot-Geräts werden PET-Flaschen zerkleinert und zu Kunststofffäden verarbeitet. Auf einem 3-D-Drucker entstehen dann aus diesem Plastik-Filament alltagstaugliche Gegenstände. An Bord werden andere Plastikarten mit einem Schredder und Extruder zu Granulat verarbeitet, welches dann eingeschmolzen und als Baustein wiederverwendet werden kann. Aufgrund der begrenzten Recycling-Anlagen an Bord, wurde der größte Teil des gesammelten Plastikmülls auf Recyclinghöfen der angesteuerten Häfen abgegeben.  

Aufklärung

Um über die Bedeutung von Seegraswiesen als Lebensraum und potenter Akteur im Kampf gegen die Klimakrise aufzuklären, wurden ca. 1.000 Informationsflyer über das Projekt an den Meeresgärtner-Stationen verteilt. Zusätzlich wurden an den Ankerketten von in Seegraswiesen geankerten Booten ca. 100 Anker-Tags angebracht. Somit wird die Crew beim Einholen des Ankers darauf aufmerksam gemacht, welche Zerstörungen der Anker anrichtet und wie umwelt- und klimaschädlich das Ankern in Seegraswiesen ist.  

Volontäre/Teilnehmer

Bei der Forschungsexkursion nahmen 69 Teilnehmer teil, wovon 42 Biologiestudenten sind. Sie führten Untersuchungen zu Mikroplastik, Seegraswiesen und Meeressäugern durch. Alle von ihnen sollen als Multiplikatoren dafür sorgen, dass die Problematik schwindender mariner Lebensräume, wie insbesondere dem potenten Klimaspeicher Seegras, publik gemacht wird.  

Verbesserte Klimabilanz dank effizienter Bordtechnik 

Insgesamt legte die SY Waya Waya 1.975 Seemeilen zurück, wovon das Schiff gut drei Viertel segelnd zurücklegte. Für 120 Stunden fuhr das Schiff etwa 500 Seemeilen und verbrauchte dabei eine Tonne Diesel. Hafenaufenthalte unter Motor konnten dank einer neuen Technik an Bord wie z.B. Wasseraufbereitung und Stromerzeugung mit leistungsstarken Solarpanels minimiert und Treibhausgasemissionen deutlich reduziert werden. Außerdem konnten ca. 12 Tonnen Süßwasser dank der Wasseraufbereitungsanlage nur mit Sonnenkraft gemacht werden. Auch das Kochen an Bord wurde ausschließlich mit Solarstrom gemacht. Insgesamt konnten durch die Solarpanels der SY Waya Waya ca. 900 kW/H erzeugt werden.  

Hintergrund: Warum wir Seegraswiesen brauchen 

Aufgrund von Umweltverschmutzung und Küstenentwicklungsmaßnahmen sind Seegraswiesen weltweit auf dem Rückzug. Es handelt sich hierbei teilweise um dramatische Verluste, da dadurch wichtige marine Lebensräume verloren gehen und zahlreiche Arten ihre Habitate verlieren.  

Seegraswiese sind Multitalente. Zum einen stellen sie einen wichtigen Lebensraum für viele Meerestieren von klein bis groß da, zum anderen schützen sie die Küsten vor Zerstörung und reinigen bzw. filtern das Meerwasser. Sie reduzieren außerdem die Ozean-Versauerung, produzieren eine große Menge an lebenswichtigem Sauerstoff und sind enorm potente Kohlenstoffsenken. Meereswiesen haben je nach Standort eine 30- bis 50-mal höhere CO²-Senkungsrate als Wälder, sie speichern je nach Art dieselbe Menge Kohlenstoff 35-mal schneller wie zehn Hektar Wald und nach Schätzungen zufolge binden sie bis zu 15 Prozent des vom Ozean aufgenommenen CO², obwohl sie nur etwa 0,25 Prozent des Meeresbodens bedecken.  

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– Lea